Schon so lange herbei gesehnt, oft in Rollenspielen nachgeahmt, Tage gezählt, unzählige Ranzen Probe getragen und Bauchkribbeln verspürt. Nele war nun ein Jahr schon Vorschulkind, doch diese Bezeichnung konnte sie nicht wirklich darüber hinweg trösten. Nach einem tollen Sommer, in der Hoffnung das Warten gut überbrückt zu haben kam der Tag der Tage.
Nele schlief relativ schnell am Vorabend ein und die Aufregung in mir stieg. War alles ordentlich vorbereitet? Was fehlte noch? Welche Aufgaben für die große Feier müssen wir noch besorgen oder sogar verteilen? Irgendwann kam auch die Erschöpfung über uns Eltern und früh um sieben ging es pünktlich raus. Nele und Levi starteten mit einem Kakao gemütlich auf dem Sofa und ich zottelte die feierliche Garderobe zurecht. Lockenwickler, Fusselbürste, Bügeleisen, Schuhschwämmchen. Alles war in Verwendung und auf dem letzten Drücker notwendig. Nele zog entspannt eines ihrer von Oma Gerlind gekauften Kleider an. Da von Naturschönheit gesegnet war Nele damit auch schon fertig und bühnenreif. Noch ein Spängchen in die Haare und zack. Ganz wichtig war der Ranzen, denn dieser krönte das Outfit. Los ging es in das historische Gebäude von Schkeuditz. Das Kulturhaus Sonne, in dem auch mein Schulanfang schon begann, war der Ort der Wahl. Gemeinsam mit etwas Familie mehr nahmen wir die Plätze in den hinteren Reihen ein, während sich Nele ganz klar in der front row platzieren durfte, inmitten ihrer zukünftigen Klassenkameraden.
Ein wirklich gelungenes Programm der Zweitklässler mit vielen gewollten Lachern und Applaus vollbrachte es, dass Mama und Papa nun im Geschehen waren und sich dem besonderen Tag ganz ohne ständige Hintergedanken ergaben und genießen konnten. Die Direktorin der Leibnizer Grundschule rief traditionsgerecht die Namen der Kinder auf und unser Nelchen durfte somit stolz auf die Bühne schreiten. Ganz aufgeregt standen alle Schulanfänger in Reihe und gaben sich dem Blitzlichtgewitter letztendlich ganz wohlwollend hin. Kurz darauf wurde jede Klasse in die Schule geleitet um das Klassenzimmer, die Lehrerin Frau Sonntag und das Schulhaus etwas kennenzulernen. Nach ein paar Zügen Schulluft schnuppern kam sie raus- Unser Schulkind. Ganz stolz mit gelber Verkehrsmütze (die auch ich schon, damals noch stolz, aufhatte) und ihren mit dem Stundenplan und ersten wichtigen Utensilien gefüllten Ranzen.
Unsere Nele und unser kleiner Levi, der an diesem Tag natürlich nicht zu kurz kommen sollte, bekamen ihre bunt gefüllten und übergroßen Zuckertüten. Die Betonung liegt auf dem Plural TÜTEN. Und es sollten auch nicht die Letzten an dem Tag werden. Viele Fotos später liefen wir in das Gemeindezentrum direkt neben unserem Zuhause und die Mädels, wie sollte es auch anders sein, beschlossen einstimmig ihre Zuckertüten zu köpfen und nach Brauchbarem zu durchforsten.
Das Gemeindehaus strahlte bei bestem Wetter, schön geschmückt. Schon Tage zuvor dekorierten, putzten und bauten alle helfenden Hände fleißig mit. Ein großes Festzelt, gemietet bei ebay Kleinanzeigen, viele Biergarnituren gestiftet von Olis Arbeitgeber, zwei große Festräume, eine tolle Küche, einen Raum für Essen und Getränke schafften genügend Platz für die mehr als 70 zu erwartenden Gäste.
Wie bereits schon erwähnt durften wir das Schulanfangsvergnügen mit der lieben Familie Jakumeit/Pietschmann von Klassenkameradin Lilli teilen und hatten mächtig viel Spaß beim Vorbereiten. Und weil genug Familienmitglieder und Freunde kräftig mit halfen, waren Kaffee, Kuchen, Salate, leckere Desserts, Obst und viele andere Wichtigkeiten im Nu zusammen. Pünktlich um 15Uhr ging es los. Nele und Lilli freuten sich über die Gäste von nah und fern. Besonders schön war es, dass die Görlitzer Großeltern Oma Edith und Opa Kurt die Strapazen auf sich genommen hatten und einen langen Tag des Feierns für ihre Urenkelin Nele durchhalten wollten. Belohnt wurden alle Gäste vorerst mit einem tollen Kuchenbuffet, dass optisch und geschmacklich mehr als überzeugte. Ein großes Dankeschön geht hiermit noch einmal an die edlen Spender!
Nach dem Kaffee rückten alle ein wenig zusammen und mit einer musikalischen Familie, wie die von Lilli, blieb es natürlich nicht aus mit einem Programm die Gäste zu unterhalten. Mit viel Vorbereitung, der lieben Familie von Lilli und freiwilligen Musikschülern gelang ein schönes kleines Highlight. Nele, die alle Kindersendungen wie „The Voice Kids“ aufsaugt, durfte so mal am eigenen Leib erfahren, dass das gar nicht so einfach ist mit dem Mikro und den richtigen Einsätzen. Nicht ganz Vollprofi und natürlich auch aufgeregt brachte Nele mit Lilli ihre Gäste dennoch zum Jubeln und wir freuten uns sehr ihr Stimmchen mal so laut zu hören.
Für die Kinder sollte natürlich keine Langeweile aufkommen. Geplant waren Spiele, wie Dosenwurf, eine Zuckertütenolympiade, eine Schatzsuche und Kinderschminken. Tja wenn Eltern planen. Aber die für den besonderen Anlass angelieferte Hüpfburg war völlig ausreichend. Ein kleiner Fuhrpark bestehend aus diversen Fahrzeugen wie Trettraktoren, Bobbycars, Laufrad, Puppenwagen und Bagger, den wir aus unseren heimischen Beständen zusammentrugen, hatten das Spielen auf dem großen Gelände perfekt ergänzt. Es war ein echter Selbstläufer und die Kinder waren zufrieden ausgelastet. Die gesammelten Dosen kommen vielleicht bei Levis Schulanfang zum Einsatz. Ein weiteres kleines Highlight und etwas mehr Farbe in das Großereignis brachten die 100 bunten Luftballons, bespickt mit vielen Wünschen, wurden diese in den Himmel geschickt.
Noch eine Weile schauten Alle den bunten Ballons nach. Der Himmel, der ein paar bedrohlich graue Wolken über uns platzierte, sah scheinbar ein, dass es sich nicht gehört kleine Engel beim Feiern zu stören und tauschte diese ganz schnell gegen ein paar letzte Sonnenstrahlen am frühen Abend ein. Also lieber Petrus oder was auch immer, denn Du hast uns wirklich die meiste Angst im Vorfeld beschert – Danke für das wirklich grandiose trockene und warme Wetterchen!
Gemütlich mit genügend Fassbrause und Bier zum selber Zapfen verging die Zeit schneller als uns manchmal lieb war. Und weil die frische Luft, das Hopsen, Plaudern und in den Himmel schauen so hungrig machte, wurden die Mäuler mit den besten und leckersten Dingen, die das Catering und die hausgemachten Genüsse so hergaben, belohnt und gesättigt. Die Überraschung, dass wir doch tatsächlich ein ganzes Schwein bestellt hatten, statt eines in Scheibchen gelegtes Spanferkelchen macht uns heut noch etwas belustigt sprachlos. Platz dafür hatten wir glücklicherweise genug und den besten Messer-und Schneidetechniker Robert unter den Gästen dazu. Danke Robert für dein fachgerechtes Zerlegen und Auftellern!
Der Abend wurde dunkler. Die Powerpointpräsentationen (Neles Präsentations vom letzten Beitrag )wurden von beiden Kindern gezeigt und das Staunen über die schnell vergangene Zeit überkam so manchen Gast. Opa Micha stimmte im Anschluss die Gitarre, die Gäste sangen ein wenig. Ein Feuerwerk, dass sich Nele so sehr wünschte, sollte sie natürlich auch bekommen und das Ereignis zur Zielgeraden bringen. Schon zum Raketenverkauf 2013 deponierte Oli Knallbatterien und Raketen auf dem Dachboden und auch Lillis Familie gab ihre Reserven mit dazu. Das Ergebnis: Ein paar laute und schöne Kracher, die sich sehen lassen konnten. Und weil so ein Feuerwerk leider auch mal zu Ende geht, gab es danach einfach ein paar „Bunte-Lichter-to-go“. Die Knicklichter verschönerten den Abend und alle waren zufrieden. Nun war es etwas ruhiger geworden, die ersten Gäste hatten schon ihre Heimreise angetreten und die Eltern der Protagonisten kamen langsam aber sicher dazu, zu entspannen, zu plaudern oder noch mal am Buffet zu naschen.
Ein toller Tag ging zu Ende. Es begann an zu tröpfeln als wir den Schlüssel im Schloss der Tür des Gemeindehauses zudrehten. Nun durfte kommen was wollte. Es war geschafft und die Kinder ebenso. Beide Kinder trugen wir über die Schultern nach Hause. Aber nur eines davon war nun endlich ein echtes Schulkind.
Die wirklich doofen Arbeiten sind die Aufräumarbeiten danach. Aber auch hierbei hatten wir wieder großes Glück und allerhand Helfer, die mit uns den ganzen Sonntag kräftig wirbelten. Danke dafür!
Volle Kraft voraus und der erste Schultag am 1. September 2014 hatte ein stolzes Schulkind mehr.
6 Wochen später
Die Begeisterung ein Schulkind zu sein ist nach wie vor riesengroß. Nele steht früh noch immer motiviert auf, trägt liebend gern ihren Ranzen zur Schau und hat Spaß an Allem was der Stundenpan hergibt. Mittlerweile ist die Konzentration konstant und auf Schulmodus eingestellt. Sich durchweg zu konzentrieren und bewusst anstrengen zu müssen um keine Fehler zu machen muss auch erstmal gelernt sein. Und nun sind die Bienchen- und Sonnenstempel, die es zu holen gibt, fast garantiert. Sogar ein Gedicht wurde schon damit gekrönt. Die Freude nach der Schule in den Hort zu kommen ist ebenso ungebändigt. Dort gibt es neben einem Atelier, einer Holzwerkstatt, einem Budenbauzimmer, einem Bauzimmer, einem Tobeland, einem Labor, einem Theaterzimmer und einem großen Spielgelände draußen immer etwas zu entdecken. Doch wer so fleißig war und brav still gesessen hat, darf sich dann auch gern richtig frei bewegen. Unser lieber Levi bewundert seine Schwester sehr und lässt sich von ihr gern die Welt der großen Schulkinder erklären und darf auch hier und da am Schreiben und Lesen teilnehmen. Man könnte meinen, dass er ohne seine Schwester ein einsames Kindergartenkind ist aber diese Bedenken sind völlig unbegründet. Nun hat er zwar keine Angestellte mehr, die ihm Alles anzieht und in die Schuhe hilft aber dafür eine Menge neuer Erfahrungen im Kindergartenalltag mehr.
Fleißig und wissbegierig wo auch immer wir sind. Bleib so wie du bist.
Wir freuen uns Dich auf Deinem Weg ins Land der Buchstaben und Zahlen begleiten zu dürfen.
Mama und Papa von den hellen Herbsties